Top-Spion Mutter

Wenn ich jemals einen Geheimdienst gründen müßte, ich würde nur Mütter nehmen. Gegen eine Mutter, die ihrem Sohn nachstellt, ist James Bond ein Abziehbild und Mata Hari eine Stümperin. Eine Mutter braucht keine Waffen, keine Drogen, kein Agentennetz und keine Gewalt. Sie braucht nur ihre Beobachtungsgabe, die schmutzige Wäsche ihres Sohnes, einen kleinen Hausputz und ein paar Telefonate. Diese Erfahrung macht man spätestens, wenn man die ersten Geheimnisse vor einer Mutter zu verbergen sucht. Also mit der Pubertät.

MUTTER: Na, Schatz, wie war es in der Schule. Und wer ist »B.S.«?

SOHN: »B. S.«? Wer soll das sein?

MUTTER: Weiß nicht. Steht in deinem Deutschheft hinten drin. Ist es ein Mädchen?

SOHN: »B.S.« ... das heißt ... das steht für »Biostunde«. Und warum liest du überhaupt in meinem Deutschheft?

MUTTER: Ich habe einen Kuli gesucht. So, »Biostunde«. Ich dachte, es heißt vielleicht »Bettina Seifert«?

SOHN: Wie ... wie kommst du denn darauf?

MUTTER: Och, nur so. Weil du so ein Sexheft mit Bildern von nackten Frauen in dem Spalt zwischen deinem Schreibtisch und der Wand hast und Kondome im Portemonnaie. Und Barbaras Mutter sagt, Bettina Seifert hat schon Erfahrungen mit Jungs.

SOHN: Du schnüffelst in meinen Sachen herum, während ich weg bin? Und du hast Barbaras Mutter erzählt, daß ich Kondome und einen Porno habe???

MUTTER: Ja. »B. S.« hätte ja auch Barbara Schulz sein können. Und mit Barbara hast du ja schließlich auf der Klassenfahrt geknutscht. Sagt jedenfalls deine Klassenlehrerin.

SOHN: Was? Frau Schottmöller weiß auch alles?

MUTTER: Natürlich nicht. Ich will dich ja nicht blamieren. Ich hab' natürlich einen Vorwand benutzt.

SOHN: Gottseidank! Moment ... Mutter, welchen Vorwand?

MUTTER: Ich hab' ihr erzählt, daß ich Angst hätte, du würdest auf Jungs stehen. Da hat sie mir das mit dem Knutschen sofort erzählt. Clever, nicht?

SOHN: Ja, sehr clever! Barbaras Mutter denkt jetzt, ich bin ein Sexmaniac und meine Klassenlehrerin, ich wäre schwul. Und wenn beide nur ein bißchen wie du sind, weiß es morgen die ganze Stadt. Und Bettina hält mich für pervers! Vielen Dank, Mutti!

MUTTER: Keine Angst, mein Engel. Mit Bettina hab' ich alles geklärt. Nettes Mädchen. Sie kommt gleich mit ihrer Mutter zum Kaffee vorbei.

SOHN: Was ... hast ... du ... Bettina ... erzählt????

MUTTER: Daß sie sich keine Sorgen wegen der Pornos machen muß. Ein Junge, der mit 15 noch ins Bett macht, hat mit Sex bestimmt noch nichts am Hut.